
Für sechs Spielerinnen des LK Zug war der Sommer alles andere als Ferienparadies. Sie standen mit den Schweizer Nachwuchs-Nationalteams auf internationaler Bühne im Einsatz: Am Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Skopje, an der U18-Europameisterschaft in Montenegro und an der U20-Europameisterschaft in Podgorica. Drei Wochen lang standen Training, Reisen, Spiele und Teamerlebnisse im Mittelpunkt. Eine intensive Zeit, die für jede unserer Spielerinnen anders verlief, aber alle für die kommende Saison prägte.
Zwischen EYOF-Silbermedaille und EM-Krimi
Für Aita Wegmann und Jessica Acklin war es ein Sommer der Extreme. Zunächst holten sie mit dem U18-Nationalteam am EYOF in Skopje die Silbermedaille. «Mein Highlight war klar das Halbfinale gegen die Niederlande, das wir gewinnen konnten», erzählt Wegmann. Gegen die Niederländerinnen bekundet die Schweiz keine Mühe, feiert einen deutlichen 31:21-Sieg und steht im Final gegen Deutschland. Die Finalpartie entsprach einer Neuauflage des U16-EM-Finals von vor die beiden Nachbarsnationen im Kampf um Gold gegenüber. Damals setzte sich die Schweiz knapp durch und wurde Europameister. Im EYOF-Final gerieten die Schweizerinnen schnell in Rückstand, kämpften sich nach einer vier Tore Hypothek zur Pause wieder zurück, schnuppern an Gold, ziehen in der Crunchtime aber knapp den Kürzeren. Doch nicht nur die Spiele waren prägend: «Es war spannend, sich mit anderen Sportlerinnen aus ganz Europa austauschen zu können.»
Direkt nach der Rückkehr stand für die beiden schon die nächste Herausforderung an: Nach nur drei Tagen Regenerationszeit reisten die jungen Schweizerinnen an die U18-Europameisterschaft nach Montenegro. Dort erreichte die Schweiz mit sieben Siegen aus acht Spielen (Out im Viertelfinal gegen Spanien) Rang fünf, was die bislang beste Platzierung einer Schweizer U18-Auswahl an einer EM darstellt. Wegmann erinnert sich vor allem an das 7Meter-Werfen im Spiel um Platz fünf gegen Dänemark: «Als unsere Torhüterin den entscheidenden Penalty hielt, sind alle ausgerastet. Diesen Moment werde ich nicht vergessen.»
Für Wegmann persönlich war das Turnier allerdings auch eine Belastungsprobe. Ein Infekt zwang sie an der EM zu einer Pause: «Mental war es schwierig, von der Tribüne zuschauen zu müssen. Aber meine Teamkolleginnen haben mich unterstützt, was mir Kraft gegeben hat.» Rückblickend überwiegt für sie das Positive: «Ich habe gelernt, dass man auch in schwierigen Zeiten weitermachen und nicht aufgeben muss.»
Die ersten Schritte im Schweizer Nationaldress
Ein ganz anderes Erlebnis war die U20-Europameisterschaft für Tonja Bachmann, die in Montenegro ihr Debüt im Nationalteam gab – neben ihren Zuger Mitspielerinnen Yara Brunett, Bea Lutz und Nina Wyss. «Als ich die Nachnominierung erhielt, war ich glücklich, aufgeregt und auch etwas stolz», erzählt Bachmann. Das erste Mal im Schweizer Trikot auf dem Feld zu stehen, beschreibt sie als ihren grössten Moment.
Für die junge Zugerin war vieles neu, die Unterstützung durch die erfahrenen Mitspielerinnen half ihr beim Einstieg: «Sie haben immer nachgefragt, ob ich mich wohlfühle, und mir bei Fragen geholfen.» Sportlich verlief das Turnier mit Rang 18 zwar nicht ganz so erfolgreich, für Bachmann überwogen dennoch die positiven Aspekte: «Ich habe gelernt, wie wichtig Geduld und Antizipation sind. Diese Erfahrung nehme ich mit in die Meisterschaft.» Besonders in Erinnerung bleibt ihr auch der Zusammenhalt im Team abseits des Spielfelds. Während des Turniers feierte das Team ihren Geburtstag, welchen sie eng mit ihrem ersten Nationalteam-Sommer verbinden wird.
Yara Brunett übernimmt Verantwortung
Neben Bachmann stand mit Brunett eine erfahrenere Spielerin im Aufgebot der U20. Für sie war es bereits die zweite EM-Teilnahme, diesmal in einer veränderten Rolle. «Ich hatte deutlich mehr Verantwortung, was ich als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung gesehen habe», sagt sie. Die Schweiz verpasste zwar die Hauptrunde, dennoch zog Brunett wichtige Erkenntnisse: «Nach der Niederlage gegen Schweden war es wichtig, den Fokus sofort aufs nächste Spiel zu legen. Solche Momente haben uns als Team zusammengeschweisst.» Besonders wertvoll sei für sie die Erfahrung gewesen, in schwierigen Situationen Verantwortung übernehmen zu können und trotzdem positiv zu bleiben. «Das möchte ich auch in die kommende Saison beim Verein einbringen.» Die Saison der Zuger NLA-Handballerinnen beginnt am 30. August um 19:00 Uhr auswärts in der Zürcher Saalsporthalle.
Viel Schwung für die heimische Liga
Die Bilanz der drei Turniere fällt unterschiedlich aus: Silbermedaille und ein fünfter Platz für die U18 stehen einem 18. Rang für die U20 gegenüber. Doch diese Rangierungen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Die sechs jungen Zugerinnen haben internationale Härte erfahren, Rückschläge verarbeitet und gelernt, in entscheidenden Momenten Verantwortung zu tragen.
Für die Schweiz als Handballnation sind diese Einsätze Teil einer langfristigen Entwicklung. Der Erfolg der U18 zeigt das Potenzial, das im Nachwuchs steckt. Gleichzeitig sind auch die Erfahrungen der U20 wichtig, gerade weil sie deutlich machten, wie eng Siege und Niederlagen auf diesem Niveau beieinanderliegen. Für den LK Zug bedeutet dieser Sommer, dass gleich mehrere seiner Spielerinnen mit wertvollen Erfahrungen in die neue Saison starten. Ob als Debütantin wie Tonja Bachmann, als Führungsspielerin wie Yara Brunett oder als Vielspielerin wie Aita Wegmann, alle Zugerinnen haben Eindrücke gesammelt, die sie persönlich weiterbringen und unsere Teams bereichern.