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Die 19-jährige Alessia Riner will sich in der 1. Bundesliga etablieren. Bild: Stefan Kaiser (Cham, 28.4. 2023)
Die 19-jährige Alessia Riner will sich in der 1. Bundesliga etablieren. Bild: Stefan Kaiser (Cham, 28.4. 2023)

SPL1: «Ich habe Lust auf etwas Neues»

Zuger Zeitung | Stephan Santschi
02 Mai 2023

Die nächste Handballerin des LK Zug steht vor ihrem Auslandwechsel: Alessia Riner zieht es nach Neckarsulm.

«Es war der Wahnsinn, ein mega cooles Erlebnis. Dass sich so viele Leute für unser Spiel interessieren, macht mich fast sprachlos.» Über drei Wochen ist es her, doch Alessia Riner schwärmt noch immer, wenn sie daran zurückdenkt. Am 8. April empfing die Schweiz im Hinspiel des WM-Playoffs Tschechien und stellte in der Basler St. Jakobshalle mit 3124 Fans einen nationalen Rekord für ein Frauen-Länderspiel auf. Die Ambiance war grossartig, und auch wenn man in der Gesamtabrechnung schliesslich scheiterte, stimmte bei der 31:32-Niederlage auch die Leistung.

Alessia Riner ist am linken Flügel mittlerweile eine Stammkraft. Bereits im letzten November präsentierte sie sich auf ­grosser Bühne, als die Schweizerinnen erstmals an einer Europameisterschaft teilgenommen haben. Im internationalen Scheinwerferlicht zog sie das Interesse des Auslands auf sich, «Alessia spielte eine tolle EM, weshalb wir unter anderem unsere Fühler nach ihr ausgestreckt haben», sagt Thomas Zeitz. Er ist der künftige Trainer der Sport-Union Neckarsulm, einem Team in Deutschlands 1. Bundesliga, bei dem die 19-jährige Riner vor kurzem einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat.

Steigt Neckarsulm ab, gilt der Vertrag nicht

Sie ist damit die zweite Akteurin des LK Zug, die im Sommer den Verein über die Grenze hinweg verlassen wird – Anfang März gab bereits Rückraumspielerin Norma Goldmann ihr künftiges Engagement bei den Bad Wildungen Vipers bekannt. Im Gegensatz zu Goldmann, welche die Ausbildung im Leistungssportzentrum OYM in Cham bald beendet, entscheidet sich Riner bereits ein Jahr vor ihrem Akademie-Abschluss für den Schritt ins Ausland. Weshalb? «Weil ich mich nach drei konstanten Saisons in der SPL 1 bereit fühle. Ich habe Lust auf etwas Neues», erklärt Riner.

In Stein gemeisselt ist ihr Wechsel allerdings noch nicht, der Vertrag gilt nur für die 1. Bundesliga. Aktuell befinden sich die Neckarsulmerinnen, bei denen auch die frühere LKZ-Akteurin Daphne Gautschi spielt, auf dem zweitletzten Platz, der am Ende der Saison eine Barrage gegen den Zweiten der 2. Bundesliga nach sich ziehen würde. Allzu viele Gedanken macht sich Riner deshalb nicht: «Die Vereinsverantwortlichen sind optimistisch, den Ligaerhalt auf direktem Weg zu schaffen.»

Werfen mit rechts, Zähneputzen mit links

Wenn es klappt, wird Alessia Riner als erste Absolventin das OYM im Fernstudium abschliessen. Neckarsulm plant grössere Kaderumwälzungen, der Verein will etwas Neues aufbauen. «Der Teamgedanke ist dem Trainer sehr wichtig, und so bin ich überzeugt, dass ich mega viel lernen werde.» In Deutschland spielt auch ihr Vorbild, der Däne Emil Jakobsen (Flensburg-Handewitt). «Ich bin der visuelle Typ, versetze mich in ihn hinein und versuche wie er, weit, gerade und ruhig zu springen. Zudem kann er von überall werfen – so wie ich es mir erträume», erzählt Riner, die mit rechts wirft, feinmotorische Dinge wie Schreiben oder Zähneputzen aber mit links ausführt.

Die Karriere der physisch starken und 1,70 Meter grossen Thalwilerin geht damit weiterhin erstaunlich schnell voran: Als 16-Jährige debütierte sie bei GC Amicitia Zürich in der SPL 1, mit 17 spielte sie erstmals fürs A-Nationalteam, mit 18 gewann sie mit Zug den Schweizer Cup und fuhr mit der Schweiz an die EM, mit 19 wechselt sie nach Deutschland. Und mit 20? «Bin ich hoffentlich auf dem Weg, um mich in der Bundesliga zu etablieren. Und ich wünsche mir, zum Kader der Heim-Europameisterschaft zu gehören.» In Basel dürfte dann der nächste Zuschauerrekord fällig sein.